Anfang dieser Woche (27. & 28. Mai 2013) war ich unterwegs, um mal hochoffiziell über den Tellerrand zu schauen. Das macht man wunderbar auf der Beyond Tellerrand Conference in Düsseldorf, die da jetzt schon zum dritten Mal von @marcthiele organisiert wird.
Im diesjährigen Venue, dem Capitol Theater, wurde man mit familiärem Flair inkl. gratis Kaffee & Drinks begrüßt. Das Ganze war so familiär, dass ich flugs am Sitz neben Elliot Jay Stocks und Keir Whitaker landete. (Insites – The Book! und 8 Faces, Elliot ist u.a. Creative Director von Typekit). Awesome!
Themen-Roundup
Ein großes Thema dieses Jahr waren die Workflows in unseren Web-Projekten. Es ging vor allem um Zusammenarbeit, Deliverables, Abläufe, Tools, Content und Qualität – jeder Speaker hat dabei seinen eigenen Fokus mitgebracht.
Zum Thema Contenterstellung sprach zum Beispiel Kate Kiefer-Lee (Copy Editor bei Mailchimp) über Voice & Tone. „Though our voice doesn’t change, our tone adapts to our users’ feelings.“: Je nachdem, in welcher Situation sich der User gerade befindet, sollten Infos passend aufbereitet werden. Auf voiceandtone.com gibt es einen Beispiel-Guide von Mailchimp, der die Tonalität der Sprache für verschiedene Content-Typen beschreibt, und dabei sensibel auf User-Emotionen eingeht.
Harry Roberts erzählte über seine Vorlieben und Vorgehensweisen für die Architektur von CSS-Strukturen. Er betonte vor allem die Wichtigkeit von Modularität und des Single Responsibility Principles. Jedes Element in der Architektur soll seine eigene Aufgabe haben, um diese Teile dann beliebig zusammenwürfeln zu können. (Inklusive eines Vergleichs mit den Bestandteilen eines Subway-Sandwiches, die man zu zig Kombinationen zusammenfügen kann.)
Den Ansatz der Modularität führt Brad Frost in seinem Vortrag über „Atomic Design“ fort. Er sprach über den Aufbau eines Designsystems für Webprojekte. Durch das Aufdröseln in die “atomaren” Bestandteile eines Designs (z.B. ein Eingabefeld, ein Button..) entsteht ein System an Komponenten, die beliebig kombinier- und austauschbar sind. In seinem Vortrag stellte er sein Tool dazu vor – PatternLab.
Brad Frost, sowie auch Mandy Brown, Meagan Fisher und Josh Brewer sprachen insgesamt viel über Design im Browser und die ewige Debatte „Should Designers Code?“. Die einstimmige Meinung, dass durch Responsive Design jeder Widerstand zwecklos wurde, resonierte in allen ihren Talks.
Designer mit Code-Verständnis – das war auch die Grundlage für sämtliche Workflow-Empfehlungen. Weg vom Wasserfall-Prozess, hin zu hybriden Teams, die durch Konversation und gemeinsames, gleichzeitiges Arbeiten (an modularen Bestandteilen!) bessere Produkte schaffen. Teams, in denen sich die Fähigkeiten der Mitglieder überlappen und alle das gleiche Grundverständnis für das Web haben.
…Und was sonst noch beeindruckte?
Jeremy Keith mit seiner Keynote. Er entkräftete den Sager “The Internet never forgets.”, indem er über aufgekaufte Startups und geschlossene Dienste (z.B. den Freehosting-Dienst geoCities) sinnierte. Unsere Daten sind wenig persistent im Netz, und wir löschen sukzessive Teile unserer Geschichte.
Während des Talks fühlte ich mich schmerzlich an meine erste Website auf dem Gratis-Webspace beepworld.de erinnert, die mittlerweile natürlich auch das Zeitliche gesegnet hat. Ehrlich gesagt: ohne diesen Dienst würde ich heute wahrscheinlich nicht hier sitzen.
Die Message seiner Überlegungen war, in längeren Zeitetappen zu denken als nur dem Hier und Jetzt. Wir designen, coden, publishen,.. Websites, die länger existieren und verfügbar sein sollten als bis übermorgen. (Design future-friendly – wiedermal.)
Des Pudels Kern
Im Kern dieser Debatte hat sich ein Thema versteckt, das oft nicht ganz so sexy daherkommt: Accessibility. Das Web benutzen, egal auf welchem Gerät oder mit welchen („Hardware“-)Einschränkungen. Das klingt doch schön (und eigentlich gar nicht so neu…)!
Ja, es ist wirklich nett am anderen Ende des Tellers.
Insgesamt eine tolle Konferenz mit Ohrwurmfaktor. („Photoshop, you damn liar!“)
Da komm ich doch gerne wieder!
Ach, noch was: Mein Blogeintrag ist kein volles Recap der Vorträge. Wer kein Detail verpassen möchte: Das Team von Besquare hat alle Talks aufgezeichnet, sie sind sicher bald dort verfügbar. Bis dahin könnt ihr euch mit den ziemlich ausführlichen Notizen von Jan Beck oder dem schönen Recap von Marco Zehe vergnügen!